Das Thema Bauen und Wohnen bewegt auch die Grafinger. Die FDP hatte geladen und im überfüllten Heckerbräusaal entfessele sich dazu eine lebhafte Diskussion zwischen dem Grafinger Wohnungbauexperten Ernst Böhm, dem wohnungspolitischen Sprecher der FDP- Bundestagsfraktion Daniel Föst und dem Grafinger FDP-Bürgermeisterkandidat Claus Eimer.

Böhm machte gleich eingangs darauf aufmerksam, dass der Begriff Wohnungsnot seiner Meinung nach verfehlt ist. Eine solche hatten wir nach dem 2. Weltkrieg, jetzt haben wir in einigen deutschen Ballungsräumen ein Problem mit bezahlbarem Wohnraum. Auch würden immer weniger Menschen auf immer mehr Wohnfläche leben. Hier könnte man durch intelligenteres und altersgerechtes Bauen noch deutlich Wohnraum sparen. Passivhäuser blind in die Landschaft zu stellen, um dann mit dem SUV weite Strecke in die Arbeit fahren müssen, sei ökologischer Blödsinn.

Wieder verstärktes genossenschaftliches Bauen und dessen Förderung , da waren sich alle einig, sei ein Schlüssel zu mehr bezahlbaren Wohnungen. Für Daniel Föst, der auch bayrischer FDP-Landesvorsitzender ist, müssen dazu vor allem auch unzähligen Bauvorschriften und Normen deutlich reduziert werden, da diese dazu führen, dass Bauen bei uns zu teuer ist und die Genehmigungen ewig dauern. Zum Beispiel müsste gerade im Hinblick auf eine innerstädtische Nachverdichtung das höher bauen  erleichtert, feuerpolizeiliche Anforderungen auf ihre Sinnhaftigkeit überprüft und Baugenehmigungen digital online beschleunigt werden. Um mehr Bauland in den Ballungsräumen zu bekommen, müssen auch steuerrechtliche Probleme bei Verkauf für die Landwirte gelöst werden.

Gleichzeitig, da waren sich alle Referenten einig, müsste ein Teil des Gewinns von Bauinvestoren für örtliche Infrastrukturmaßnahmen abgeschöpft werden. „ Es kann nicht sein,“ so Dr. Böhm, „dass wie in Grafing am BayWa-Gelände Investoren hohe Gewinne einstreichen weil Gewerbeflächen zu lukrativen Wohnbauflächen umgewidmet werden, aber die Stadt Grafing dadurch notwendige Infrastruktur, wie Kindergärten und Schulen allein zahlen muss. Da muss ein Teil des Verkaufserlös auch in die Gemeindekasse fließen“.

Dazu ergänzte Claus Eimer: „Das gesamte Areal vom Stadt-Bahnhof über Stadtpark und Volksfestplatz bis zur Stadthalle und Wertstoffhof bedarf einer städtebaulichen und langfristigen Gesamtplanung. Wie schaut hier zukünftig eine gesunde Mischung aus Wohnungen, Büroräumen, Einkaufsmöglichkeiten und Freizeiteinrichtungen aus.“ Überhaupt, so Eimer, braucht Grafing eine städtebauliche Vision 2040. Die Stadt wird aufgrund ihrer attraktiven Lage weiter wachsen, dazu bedarf es einer vorausschauenden Entwicklungsplanung für Wohnraum besonders im Grafinger Süden und Westen, aber auch der langfristigen Planung von Schulen, Kindergärten/Tagesstätten und Freizeiteinrichtungen. Gerade in Grafing Bahnhof könnte durch attraktive Bürogebäude und Parkhäuser ohnehin schon versiegelte Parkflächen sinnvoll genutzt werden. Bauen in die Höhe statt in die Fläche sei angesagt. Für Grafinger müsse durch bessere Einheimischenmodelle als in der Vergangenheit auch der Erwerb eines Eigenheims noch machbar sein.

Ohne Bauen jedenfalls, da waren sich alle, auch die zahlreichen Diskussionsteilnehmer aus dem Publikum, wird der Wohnungsmangel nicht beseitigt.